1922-2022: Der Fünfliber wird 100 Jahre alt

  • Paul Burkhards 5 Franken feiert seinen 100. Geburtstag

Interessante Fakten über die Entstehung des Schweizer Fünflibers

Paul Burkhards Fünfliber - Die Chronik seiner Entstehung

2022 feiert der Schweizer Fünfliber seinen 100. Geburtstag. An welchem Tag? Nun, das ist nicht so ganz klar. Es war nämlich ein sehr langer Weg vom ersten Wettbewerb bis zur fertigen Münze. Und als die dann mit der Jahreszahl 1922 geprägt wurde, war es eigentlich schon 1923. Hier finden Sie die Chronik der Ereignisse.

1918

Im März schreibt das Eidgenössische Finanzdepartement einen Wettbewerb für die Gestaltung eines neuen 5 Franken-Stücks aus. Zu diesem Zeitpunkt kursieren in der Schweiz noch die Silbermünzen im Wert von 5 Franken der anderen Mitgliedstaaten der Lateinischen Münzunion, also vor allem aus Frankreich, Italien und Belgien. Doch wegen der Verwerfungen des Geldwesens im Ersten Weltkrieg rechnet die Schweizer Regierung damit, dass bald eine Regelung gefunden wird, nach der nur noch Schweizer Münzen innerhalb des Landes kursieren dürften. Deshalb sucht man nach einem neuen, für die Schweiz repräsentativen Motiv.


268 Entwürfe werden zum 30. September eingereicht. Prämiert wird ein Entwurf von Paul Burkhard. Er zeigt die Ganzfigur eines stehenden Alphirten im Hochgebirge. Burkhard hat noch einen zweiten Entwurf „Morgenstern“ ins Rennen geschickt. Der zeigt einen Alphirten mit Kapuze, einen Morgenstern schulternd. Da auch der siegreiche Entwurf die Kommission nicht vollständig überzeugt, wird keiner der Entwürfe umgesetzt.

1920, Oktober

Aufgrund des gesunkenen Silberpreises überschwemmen ausländische Umlaufmünzen die Schweiz. Der Bundesrat verbietet den Import von ausländischen Münzen im Wert von 5 Franken.

1920, Dezember

Sie werden trotzdem in so grossem Stil in die Schweiz geschmuggelt, dass sich der Bundesrat gezwungen sieht, alle 5 Franken-Stücke der anderen Mitglieder der Lateinischen Münzunion ausser Kurs zu setzen. 45 Millionen Münzen werden eingezogen. Dadurch entsteht im Alltag ein grosser Mangel an den gerne benutzten 5 Franken-Stücken.

1921, August

Ein zweiter Wettbewerb zu Gestaltung eines 5 Franken-Stücks wird ausgeschrieben.

1921, Dezember

Bei Ablauf der Abgabefrist haben 202 Bewerber 542 Entwürfe für ein neues 5 Franken-Stück eingereicht. Wieder befriedigt keiner der Entwürfe das Preisgericht. Ein weiterer Wettbewerb wird ausgeschrieben.

Die Lateinische Münzunion sanktioniert im Nachhinein das Vorgehen der Schweiz und autorisiert sie, die fehlenden 5 Franken-Stücke zu prägen. Die Schweiz gesteht zu, dass weiterhin ausländische Münzen im Wert von 5 Franken auf Schweizer Gebiet kursieren dürfen.

1922, April

Beim dritten Wettbewerb werden zwei Entwürfe ausgewählt, ein Entwurf des Genfer Bildhauers Maurice Sarkissoff und ein Entwurf von Paul Burkhard.

1922, Juni

Der Bundesrat entscheidet sich für den Entwurf von Paul Burkhard und beauftragt ihn mit der Lieferung der Stahloriginale, aus denen alle künftigen Stempel entstehen werden.

1922, August

Paul Burkhard beauftragt die Firma Huguenin in Le Locle mit der Produktion der Stahloriginale.

1922, Dezember

Die gelieferten Stahloriginale sind mangelhaft. Sie müssen abgeändert werden.

1923, Februar

Erste gebrauchsfertige Stempel liegen vor. Sie tragen die Jahreszahl 1922 und das Schweizerkreuz entspricht nicht mehr den neuesten gesetzlichen Vorgaben. Trotzdem werden auf Drängen der Nationalbank 2.4 Mio. Stück geprägt.

1923, Mai

Die Stahloriginale mit heraldisch korrektem Schweizerkreuz werden in Deutschland überarbeitet. 7.6 Mio. Stück 5 Franken werden mit der neuen Jahreszahl 1923 geprägt. Die Qualität ist nicht zufriedenstellend.

1924, Oktober

Nach einer weiteren Überarbeitung der Stahloriginale mit Hilfe der Royal Mint in London und der Berliner Münzstätte liegt endlich das Münzbild vor, das wir heute noch kennen.

1927, Oktober

Kein Aprilscherz: Erst seit dem 1. April 1927 haben ausschliesslich Schweizer Münzen in der Schweiz Kurswert.

Weiterführende Literatur zum Thema

Paul Burkhards Fünfliber - 1922-2022: Ein Klassiker wird hundert

Die in der Schweiz und auch im Ausland wohl beliebteste Schweizer Münze, das Fünffrankenstück mit dem Alphirten, wird 2022 hundert Jahre alt. Viele sehen in dem Portrait den Schweizer Freiheitshelden Wilhelm Tell. Der Autor, Hanspeter Koch, langjähriger Experte in der Schweizer Prägestätte „Swissmint“ in Bern, beschreibt die Geschichte der Münze von ihrer Entstehung bis heute, er recherchierte aber auch das Leben des Bildhauers Paul Burkhard, der sich mit diesem Geldstück ein Denkmal gesetzt hat, welches jedermann in seinem Portemonnaie antreffen kann.

Paul Burkhards Fünfliber - 1922-2022: Ein Klassiker wird hundert


Paul Burkhards Fünfliber - 1922-2022: Ein Klassiker wird hundert, von Hanspeter Koch in Zusammenarbeit mit Jürg Richter und Ruedi Kunzmann, SINCONA.


Erschienen im Battenberg Gietl Verlag, Regenstauf, 2021

Hardcover, 24.1 x 17.3 cm

ISBN: 9783866462168